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Alte Freund*innen - vielfältige Kontakte

Rückblende: 1963 wurde der deutsch-französische Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Danach machten sich überall im Lande Kommunalpolitiker auf, den Geist des Vertrages umzusetzen. In den späten 60er und Anfang der 70er Jahre wurde in Hunderten von Fällen kleine Rathaus-Diplomatie gemacht. Während die Kommunen aus dem Ruhrgebiet wegen der damals nahezu identischen Wirtschaftsstruktur (Steinkohle) Freundschaften im Norden Frankreichs suchten, wurden die Dinslakener im Südwesten der Republik fündig. Auf halber Strecke zwischen Bordeaux und Toulouse fanden sie in lieblicher Landschaft ein typisch französisches Provinz-Städtchen. Vor allem aber aufgeschlossene Menschen. In dieser Stadt gibt es einen eingetragenen Verein für beide Städtepartnerschaften, der sich über neue Mitglieder freut.

Agen - eine der ältesten Städte Frankreichs

Im Jahre 1975 wurde die Städtepartnerschaft offiziell besiegelt. Und zwar am 23. März. Das Datum war von beiden Seiten mit Bedacht gewählt worden. An diesem Tag des Jahres 1945, also wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, hatten alliierte Bomber die Stadt am Niederrhein in mehreren Angriffswellen in Schutt und Asche gelegt. Mindestens 550, manche sprechen von annähernd 750 Menschen, überwiegend Frauen, ältere Männer und Kinder, fanden dabei den Tod.

Heutzutage reisen neben den Sportler*innen Schüler*innen der Gymnasien hin und her, Polizist*innen, Jugendgruppen, Senioren, musische Vereine und wer sonst noch. Honoratiorenbesuche sind eher die Ausnahme als die Regel. Die Menschen auf beiden Seiten sollen zueinander finden. Das klappt auch nach fast 35 Jahren noch bestens. Wer die lange Bahnfahrt oder die Gewalttour mit dem Auto (etwa 13 Stunden) nicht scheut, kommt in eine Stadt mit 40 000 Einwohner. Agen ist eine der ältesten Städte Frankreichs. Aber das spüren Besucher*innen nicht auf Anhieb. Baudenkmale mit historischer Vergangenheit offenbaren sich nicht auf Anhieb. Da muss man schon ganz genau hingucken.

Durch die Geschichte verpflichtet

Geographisch weiter entfernt und nur mit dem Flugzeug bis Tel Aviv anzusteuern ist Dinslakens zweite Partnerstadt: Arad in Israel, am Rande der Negevwüste und ziemlich nahe am Toten Meer. Diese Verbindung wurde 1989 eingegangen. Jüdische Bürger*innen haben über viele Jahrzehnte das gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben in Dinslaken beeinflusst. Bis zur Reichspogromnacht des Jahres 1938. Da wurde auch denen, die zuvor nicht dem braunen Terror gewichen waren, klar, dass ihnen die angestammte Heimat fremd geworden war. Die Synagoge an der heutigen Friedrich-Ebert-Straße war zerstört. Das israelitische Waisenhaus, im Herzen der Stadt, verlassen.

Die Partnerschaft mit Arad als Symbol für ein anderes Deutschland. Die israelische Stadt hat im Laufe der Zeit ihr Gesicht verändert. Menschen jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion und aus anderen Teilen der Welt sind in den letzten Jahren gekommen. Die Bevölkerung wächst ständig. Derzeit sind nahezu 30 000 Menschen. Stadtplaner schließen mittelfristig eine Verdoppelung nicht aus. Die Stadt lebt von der Industrie, setzt aber zunehmend auf den Tourismus. Da ist zum einen die bizarr anmutende Wüste mit inzwischen überwiegend sesshaft gewordenen Beduinen. Und da ist das beispielsweise für Neurodermitis-Patienten oder Menschen mit Erkrankungen der Atemwege anerkannte Heilklima. Ausruhen und Zeitung lesen auf dem Toten Meer inklusive. In die israelische Partnerstadt fährt man auch wegen der historischen Spuren Israels. Arad ist ein guter Ausgangspunkt für eine Rundreise. Oder - wie gesagt - für einen Kururlaub.